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Arbeitgeber zahlt Lohn nicht

Arbeitgeber zahlt Lohn nicht nach Kündigung: Was Sie jetzt tun können

Rechtsanwalt Jan Frederik Strasmann

geprüft von Jan Frederik Strasmann
Rechtsanwalt für Verbraucherrecht

8. März 2022 um 17:57

Sie haben gekündigt und wollen Ihre Energie auf den neuen Lebensabschnitt konzentrieren – gar nicht so einfach, wenn Ihr Ex-Arbeitgeber Ihnen noch etwas schuldet. Zahlt Ihr Arbeitgeber Ihren Lohn nicht nach Kündigung, ist das nicht nur ärgerlich, sondern auch unrechtmäßig. Wir zeigen Ihnen, wie Sie dagegen vorgehen und zu Ihrem Lohn kommen.

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Das Wichtigste in Kürze:
  • Eine Verweigerung der Lohnauszahlung nach einer Kündigung durch den Arbeitgeber ist in der Regel unrechtmäßig. Auch Überstunden und Resturlaub müssen abgegolten werden.
  • Arbeitnehmer müssen im Gegenzug die Kündigungsfristen einhalten und ihre Arbeitskraft bis zum Tag des Austritts im Unternehmen ableisten.
  • Achten Sie auf die Anschlussfristen zu Gehaltsforderungen in Ihrem Arbeitsvertrag.
  • Über einen Online-Check im SIEGFRIED CLUB können Sie jetzt Ihre Ansprüche prüfen.

Gehaltszahlung: Rechte und Pflichten nach der Kündigung

Manchmal ist es nur ein Versehen, manchmal ist eine wirtschaftliche Schieflage schuld – doch egal, warum Ihr Arbeitgeber kein Gehalt zahlt: Sie müssen diese Situation nicht hinnehmen. Auch nicht nach einer Kündigung des Arbeitsverhältnisses.

Voraussetzungen für die Lohnzahlung nach Kündigung

Wenn Beschäftigte einem Unternehmen ihre Arbeitskraft und Zeit zur Verfügung stellen, muss der Arbeitgeber sie dafür entlohnen. Diese Pflicht ergibt sich aus dem Arbeitsvertrag. Daran ändert auch eine Kündigung nichts. Egal, ob Sie selbst kündigen oder eine Kündigung vom Arbeitgeber erhalten: Ihnen steht neben einem wohlwollenden Arbeitszeugnis auch ein letztes Gehalt zu.

Auf der anderen Seite haben auch Beschäftigte Pflichten: Sie müssen ihre Arbeitskraft bis zum Austritt aus dem Unternehmen anbieten, sofern keine Freistellung erfolgt ist.

Gut zu wissen:

Fristen gelten auch für das Einfordern von ausstehendem Gehalt. Mit sogenannten Ausschlussfristen im Arbeitsvertrag können Arbeitgeber die Verjährungsfrist Ihres Anspruchs von drei Jahren auf nur drei Monate verkürzen.

Nach Kündigung: Bis wann muss der Lohn gezahlt werden?

Bis wann ein Arbeitgeber seinen Angestellten Gehalt zahlen muss, ist ebenfalls im Arbeitsvertrag festgehalten. In der Regel können Arbeitnehmende am Anfang eines Monats mit dem Lohn für den Vormonat rechnen.

Person übergibt Dokument an eine andere.

Zahlt der Arbeitgeber das Gehalt nicht zum vereinbarten Zeitpunkt aus, gerät er automatisch in Verzug – selbst, wenn es sich nur um wenige Werktage handelt. Denn Angestellte finanzieren mit ihrem Lohn ihren Lebensunterhalt. Entsprechend verlassen sie sich darauf, ihr Gehalt pünktlich zu erhalten. Lassen Sie jetzt Ihre Situation im Rahmen einer kostenlosen Mitgliedschaft im SIEGFRIED CLUB prüfen.

Wie werden Urlaub und Überstunden nach Kündigung behandelt?

Manche Arbeitgeber bleiben ihren Beschäftigten nach der Kündigung nicht nur ein Gehalt schuldig: Haben Angestellte Überstunden geleistet oder besteht Resturlaub, müssen auch diese abgegolten werden.

Das gilt bei Überstunden und Urlaub:

  • Der Arbeitsvertrag regelt, wie Überstunden behandelt werden.
  • Sind Überstunden mit dem Gehalt abgegolten, ist im Einzelfall zu prüfen, ob diese Klausel im Arbeitsvertag wirksam ist.
  • Sind sie nicht mit dem Gehalt abgegolten, können Überstunden je nach Vereinbarung ausgezahlt oder in Urlaub umgewandelt werden.
  • Um einen Anspruch auf Überstundenabgeltung durchzusetzen, müssen Angestellte ihre Mehrarbeit nachweisen können. Das erhöht die Chancen vor Gericht, sollte es zu einer Klage kommen.
  • Verbleibender Resturlaub, der vor dem Austritt nicht mehr genommen werden kann, ist auszubezahlen.

Was passiert mit Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld?

Einige Angestellte erhalten Sonderzahlungen, die über ihren monatlichen Lohn hinausgehen. Dazu gehören das Urlaubs- und das Weihnachtsgeld.

Da es gerade bei Sonderzahlungen je nach Betrieb individuelle Regelungen geben kann, sollten Angestellte ihren Arbeitsvertrag prüfen lassen. So bekommen Sie, was ihnen zusteht. Auch wenn ein Arbeitgeber nach Kündigung bereits gezahltes Urlaubs- oder Weihnachtsgeld zurückfordert, sollten Beschäftigte unbedingt Expertenrat einholen.

  • Weihnachtsgeld: Wenn Angestellte während des Jahres kündigen, können sie anteiligen Anspruch auf die Sonderzahlung haben. Dazu muss die Sonderzahlung einen Entgeltcharakter oder einen Mischcharakter haben – zum Beispiel, wenn sie teilweise bereits erbrachte Arbeitsleistungen vergütet.
  • Urlaubsgeld: Ist im Arbeitsvertrag vereinbart, dass Urlaubsgeld abhängig von genommenen Urlaubstagen gezahlt wird, und wurde der Urlaub bei Kündigung bereits genommen, haben Angestellte oft Anspruch auf Auszahlung des Urlaubsgelds.

Arbeitgeber zahlt Lohn nicht nach Kündigung? So gehen Sie Schritt für Schritt vor

Es kann verschiedene Gründe geben, weshalb ein Unternehmen kein Gehalt zahlt:

  • Oft handelt es sich schlicht um einen Irrtum.
  • Es kann vorkommen, dass der Lohn ausbleibt, weil der oder die Verantwortliche in der Buchhaltung krank ist.
  • Zahlen Arbeitgeber nach Kündigung keinen Lohn, könnte auch die in diesem Fall oft angespannte Stimmung der Grund sein.

Für den Anspruch auf Lohnzahlung ist der Grund für ausbleibendes Gehalt jedoch unerheblich – mit oder ohne Kündigung. Was können Sie tun, wenn Ihr Arbeitgeber den Lohn nach Kündigung nicht zahlt?

Schritt 1: Schriftlich zur Lohnzahlung auffordern

Sie können zunächst das Gespräch mit Ihrem Chef oder Ihrer Chefin suchen, um einen Irrtum auszuschließen. Haben Sie Ihren letzten Tag bereits hinter sich oder ist die Stimmung gerade schlecht? Dann fordern Sie Ihren Noch- oder Ex-Arbeitgeber schriftlich zur Lohnzahlung auf.

Beachten Sie dabei folgende Punkte:

  • Setzen Sie eine Frist von bis zu zehn Tagen.
  • Halten Sie genau fest, welcher Betrag aussteht.
  • Erklären Sie, welche Konsequenzen im Falle einer weiterhin ausbleibenden Zahlung drohen, zum Beispiel der Gang vor das Arbeitsgericht.

Versenden Sie die Zahlungsaufforderung per Einschreiben an Ihren Arbeitgeber. Im Falle einer Klage erhöhen sich damit Ihre Chancen vor Gericht.

Schritt 2: Klage bei Gericht einreichen

Bleibt Ihre Zahlungsaufforderung erfolglos, können Sie Ihr Recht vor dem Arbeitsgericht mit Hilfe einer Lohnklage durchsetzen. In der Regel einigen sich die Parteien dann im sogenannten Gütetermin. Ist das nicht der Fall, geht das Verfahren weiter und wird in einem zweiten Termin vor dem Gericht verhandelt.

Mit einer Expertin oder einem Experten an Ihrer Seite müssen Sie nicht fürchten, etwas falsch zu machen, sondern erhalten Ihren ausstehenden Lohn in der Regel schnell und ohne Abstriche.

Person verlässt das Büro nach Kündigung.

Wie lange dauert es, bis ich mein Gehalt bekomme?

Bis zu einem Gütetermin vergehen ab der Klageeinreichung in der Regel etwa zwei bis sechs Wochen. Hinzu kommt die Frist, die Sie Ihrem Arbeitgeber zur Zahlung gesetzt haben. Im schlimmsten Fall vergehen also rund zwei Monate, in denen Ihnen Gehalt fehlt.

Zahlt der Arbeitgeber den Lohn nicht nach Kündigung, kann das große finanzielle Nachteile für (Noch-)Beschäftigte bedeuten. Angestellte können als Entschädigung Verzugszinsen geltend machen. Auf das ausstehende Bruttogehalt können Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz (Stand 2022: 4,12 %) gefordert werden. Entsteht ein großer finanzieller Schaden, kann außerdem Anspruch auf Schadensersatz bestehen.

Gehalt einfordern nach Kündigung: Profis helfen schnell und unkompliziert

Steht Ihr letztes Gehalt nach Kündigung aus, zögern Sie nicht lange und fordern Sie Ihren Lohn ein. Mit Arbeitsrechtsprofis an Ihrer Seite verpassen Sie keine Fristen, erhöhen Ihre Erfolgschancen und bekommen, was Ihnen zusteht.

Im SIEGFRIED CLUB profitieren Sie nicht nur vom Zugriff auf Mustervorlagen für rechtssichere Kommunikation und auf das Netzwerk unserer Partneranwälte, sondern auch von passenden Online-Checks für Ihre Kündigung und weitere Rechtsthemen. Werden Sie jetzt kostenlos Mitglied.

Fazit: Arbeitgeber zahlt Lohn nicht nach Kündigung? Bestehen Sie auf Ihr Recht

Wer sich entscheidet, ein Unternehmen zu verlassen, hat meist gute Gründe dafür. Bleibt das Gehalt nach der Kündigung aus, ist das für viele eine Bestätigung der Entscheidung. Trotzdem haben Angestellte nach einer Kündigung die gleichen Rechte auf ihr Gehalt wie vor der Kündigung.

Mit einer schriftlichen Zahlungsaufforderung können Sie Ihren Lohn einfordern. Allerdings sind dabei oft viele Fragen offen: Was passiert mit den Überstunden? Steht mir noch Weihnachtsgeld zu? Und was, wenn mein Arbeitgeber weiterhin nicht zahlt?

In all diesen Fragen sind Verbraucherinnen und Verbraucher gut beraten, wenn sie Hilfe von Profis in Anspruch nehmen. So müssen sie sich nicht in Paragrafen vertiefen, sondern sparen Zeit – und können mit voller Kraft in den neuen Lebensabschnitt starten.

Aber warten Sie nicht zu lange mit der Geltendmachung Ihrer Ansprüche. Diese könnten ggf. durch Ausschlussfristen im Arbeitsvertrag nur in einem kurzem Zeitraum nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses durchgesetzt werden.

Zahlt der Arbeitgeber nicht, nachdem Ihnen gekündigt wurde? Dann lohnt es sich nicht nur, das Gehalt einzufordern, sondern – wenn Sie schnell handeln – auch die Kündigung auf ihre Rechtmäßigkeit prüfen zu lassen.

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Rechtsanwalt Jan Frederik Strasmann

Juristische Prüfung durch Rechtsanwalt Jan Frederik Strasmann
Dieser Beitrag wurde mit großer Sorgfalt von der SIEGFRIED-Redaktion erstellt und von Frederik Strasmann juristisch geprüft. Strasmann ist Co-Gründer und Geschäftsführer der rightmart Rechtsanwalts GmbH. Das Verbraucherrecht gehört dabei zu Strasmanns Fachgebieten, in denen er Mandanten erfolgreich vertritt.

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